aktenlage
Zeitschrift für Regionalgeschichte Selm und Umgebung - ISSN 2366-0686

Eine Pumpe im Dorf Selm

Christel Gewitzsch

Einladung

1991 zur Erinnerung an die alte Dorfpumpe errichtet

Für den 18. August 1891, 16 Uhr, lud der Amtmann des Amtes Bork Döpper die Anrainer des Selmer Kirchhofes ein, die an dem dort befindlichen Brunnen mitberechtigt zu sein glaubten. Diese sollten sich in der Wohnung der Witwe Wille versammeln. Von den erschienenen  Eingesessenen wurden dreizehn als Mitinteressenten anerkannt: die Vertreter der Selmer Schulen, der Schneider Johann Surholt, die Witwe des Gastwirts Wille, der Holzschuster Nicolaus Wilhelm Kortendieck, der Schuster Clemens Glowsky, der Händler Heinrich Kortendieck, der Anstreicher Anton Sommer, die Witwe des Wirts Pieper, der Tagelöhner Heinrich Gründken, der Schuster Theodor Kortendieck, die Witwe Sander, der Wirt Franz Wormstall und der Küster Lonnemann.

Beschlussfassung

Sie alle waren aufgefordert, darüber zu beraten, ob an dem vor der Knabenschule gelegenen Brunnen eine Pumpe angebracht werden sollte, wie es höheren Orts als notwendig erachtet wurde. Mit dieser Maßnahme wollte man die Verschmutzung des Wassers verringern und möglichen Unfällen vorgebeugen.

Nach dem Kostenvoranschlag, den der Pumpenmacher Joseph Bomert aus Waltrop abgegeben hatte, mussten knapp 109 Mark für diese Arbeit aufgebracht werden.

Der Gemeinde Vorsteher Spinn theilte der Versammlung mit daß die Kosten zur Beschaffung der Pumpe vorhanden seien und die Versammlung erkannte die Nothwendigkeit der Beschaffung der Pumpe an und gab zu der sofortigen Aufstellung ihre Zustimmung. Ebenso wurde die Offerte des Spinn daß die Mittel vorhanden seien und zu diesem Zwecke verwendet werden sollen unter Zusicherung der Mitbetheiligungsrechte der vorgedachten Interessenten acceptirt.[1] Daraufhin wurde die Pumpe gebaut.

Neue Sorgen

Probleme mit dem Wasser gab es doch noch mal. Anfang 1895 wandte sich der Selmer Lehrer Schröder an den Schulvorstand und beschwerte sich über die Wasserqualität. Seit einigen Tagen sei das Wasser so schlecht geworden, daß man dasselbe weder zum Trinken noch zum Kochen gebrauchen kann. Dasselbe hinterläßt einen ekelhaften, faulen Nachgeschmack, und beim Kochen verbreitet es einen üblen, wirklich widerlichen Geruch.[2] Der Schulvorstand möge sich doch selbst davon überzeugen und so schnell wie möglich den Übelstand beseitigen. Die Gemeinde reagierte auch zügig. Schon sechs Tage nach Abfassung der Beschwerde beschloss sie, den Brunnen gehörig reinigen zu lassen. Der Gemeindevorsteher Witthoff hatte sich um die Umsetzung des Beschlusses zu kümmern und Amtmann Busch informierte den Lehrer gleich nach der Sitzung mündlich darüber. Weitere Klagen über die Wasserqualität tauchen in der Akte nicht mehr auf.

April 2016
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[1] StA Selm, AB-1 – 256a.
[2]  und folgende: StA Selm, AB-1 – 252.

 
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