aktenlage
Zeitschrift für Regionalgeschichte Selm und Umgebung - ISSN 2366-0686

Maria Geisberg - Trennung und Rückkehr nach Europa (1876 - 1917)

Dieter Gewitzsch

Zettelkasten

 "aktenlage.net" setzt die Berichterstattung über die Familie Geisberg über das Jahr 2024 hinaus nicht fort. Die im "Zettelkasten" noch vorhandenen Notizen und Hinweise zum Thema, werden hier möglichen Interessent*innen zur Verfügung gestellt.

1876
Im Mai 1876 verließ Marie Geisberg mit ihrem zwölfjährigen Sohn Leo die Vereinigten Staaten von Amerika.

1878
Leo Geisberg war Schüler der Kortegarn’schen Realschule in Bonn. Siehe gesonderten Beitrag "Leo Geisberg".

1878
Im Juli des Jahres 1878 schrieb Jette Bruns, die seit 1854 mit Unterbrechungen in Jefferson City (Missouri) lebte, an ihren Bruder Heinrich Geisberg in Münster.(1) Charles Geisbergs Cousine war mit ihrer Tochter Ottilie gerade von einer nördlichen Tour zurückgekehrt. Für die letzte Strecke hatten die beiden die Eisenbahn über Chicago genommen, um dort Vetter Carl nebst anderen Bekannten noch einmal zu sehen, denn der war grad‘ im Begriff, nach Europa zu gehen, sein Platz war schon gesichert.(2)

Es war vermutlich eine kurze Begegnung, denn die beiden Damen hatten ihre Reise ebenfalls fest terminiert. Jette Bruns erwähnte in ihrem Brief die Einladung eines „nahen Freundes“ (nach Milwaukee), berichtete von recht angenehmen Tagen und einem Besuch bei Frau Anneke, Mathilde Giesler, die eine besondere Carriere gemacht habe:

Es war mir sehr erfreulich, daß sie sich mit solcher Wärme ihres Aufenthalts bei Geisbergs und an beiderseits theurern Personen erinnerte. Ich fand sie äußerst liebenswürdig, auch Ottilie. Zu genauen Erörterungen über ihre socialen Gesinnungen kam es nicht recht, die Zeit war zu gemessen. Sie ist eine sehr begabte Frau. Hätten wir lange zusammen verweilt, würden schon Dissonanzen zum Vorschein gekommen sein. Unsere Wege waren doch sehr verschieden; folglich auch unsere Anschauungen.(3) 



Über ihren Vetter Carl habe sie nicht viel Besonderes gehört, aber Henry Niedecken, Carl‘s früherer Partner habe auf die Frage, warum Charles Geisberg aus der gemeinsamen Firma ausgetreten sei, gemeint, sein langjähriger Kompagnon habe sich schon länger gar nicht mehr am Geschäft beteiligt, sei so bequem. Jette, die von „H. N.“ als ihrem Wirt sprach und in Milwaukee offenbar im Hause Niedecken wohnte, sah das Unternehmen, in dem bereits drei Söhne Niedeckens arbeiteten, mit vieler Energie betrieben. Nach ihrer „Privatidee“ war Henry Niedecken bei Weitem praktischer als Charles Geisberg, der sich auf die Rolle des Kapitalgebers beschränkte. Ihrem Bruder in Münster gegenüber urteilte sie zurückhaltend: Mag sein, daß alles richtig verlaufen ist, was man besonders daraus schließen sollte, dass beide bis zuletzt treue Freunde blieben.

Die Firma Niedecken gibt es noch heute.

Den letzten Anstoß für den Bericht an die Verwandtschaft in Deutschland gab dann ein Brief, den Charles Geisberg noch vor seiner Abreise verfasst haben muss und in dem er bekannte, mit seiner Frau nicht glücklich zu leben. Jette erfuhr, dass die Eheleute beschlossen hatten, getrennt zu leben, sich aber weiterhin schreiben wollten und die Cousine war sich sicher, dass der vierzehnjährige Sohn, Leo Geisberg, das Verbindungsmittel seiner getrennten Eltern bliebe. Charles bat Jette, die Geschwister zu informieren, und ihm damit ihm der Weg ein wenig vorzubereiten. Die Nachricht von der Trennung werde seinen Schwestern manches erklären, hoffte Charles, der nach eigenen Worten schon oft versucht hatte, den Schwestern(4) zu schreiben, es aber nicht über sich gebracht habe.

Jette wusste, dass Charles außer ihr nur ein paar sehr gute Freunde in Milwaukee ins Vertrauen gezogen hatte und fand, dass Charles Geisberg sehr unter der Trennung litt und so erschien ihr natürlich, daß die Geschwister sich recht innig wieder aneinander schließen.

Die familiäre Situation, in Sonderheit die des Ehepaares Marie und Charles Geisberg im fernen Milwaukee, blieb in Münster nicht unbeobachtet und bei aller Diskretion gab es Vermutungen, dass es etwas gäbe, was nicht so ganz den bevorzugten Mustern entsprach. So wurde eine Nichte der Mathilde Anneke bei ihrem Aufenthalt in Münster gleich gefragt, ob Geisbergs Sohn Leo getauft und katholisch sei.

Insgesamt schien es für Charles Geisberg nicht unproblematisch zu sein, zur Familie zurückzukehren. Er selbst hatte Jette gebeten, ihm den Weg ein wenig zu bereiten und seine Cousine schrieb ihrem Bruder Heinrich in der Erwartung, dass er schon wisse, wie man Charles‘ Geschwistern die Mitteilungen überbringt. Jette hoffte später zu hören, daß es von allen Seiten ein beruhigendes Wiedersehen und Verweilen war.

1876 - 1883
Wo Maria Geisberg die ersten fünf Jahre nach ihrer Rückkehr nach Europa (1876 – 1881) verbrachte, ist noch unklar. Sohn Leo befand sich 1878 im Internat in Bonn und ihr Ehemann Charles mutmaßlich in Boppard, wo er am 4. Juni 1883 verstirbt. Anfang der 1880er Jahre hatte Maria Geisberg eine Wohnung in Zürich. In den Adressbüchern der Stadt aus den Jahren 1881 und 1882 ist der Eintrag zu finden, dass eine Geisberg, M. Anna, Particulière (Alleinstehende), im Ortsteil Fluntern in der Plattenstr. 35 wohnte.(5)

1883
Charles Geisberg stirbt am 4. Juni 1883 in Boppard am Rhein, er hinterließ einen 19-jährigen Sohn und eine 53-jährige Witwe.

Die Erbschaft

Am 7. Juli erschien Maria Geisberg mit ihrem Bruder William C. Becker und Carl Hess, der wie sie in Fluntern in der Plattenstraße, aber im Haus Nr. 27 wohnte, bei einem Notar des Kreises Oberstrass um den in Milwaukee wohnenden Kaufmann Hrn. S. Brand, Mitglied der daselbst unter Firma Brand & Comp. bestehenden Handelsgesellschaft(6) [zu bevollmächtigen], das Testament ihres vorgenannten verstorbenen Ehegatten, Carl Geisberg dem Waisengerichte zu Milwaukee zur Eröffnung zu übergeben und sich davon Abschrift ertheilen zu lassen. – Maria Geisberg sei wohnhaft in Weimar und halte sich vorübergehend in Fluntern bei Zürich auf.

Das Adressbuch von Weimar (1884)(7) bestätigt die Angabe. Frau M. Geisberg wohnte zu der Zeit in der Belvederer Allee 8. Das Haus gehörte vermutlich dem Bankier Dr. Moritz. Ein Anwesen in hervorragender Lage mit Blick über den Fluss auf das gegenüberliegende Ufer, wo u.a. Goethes Gartenhaus zu finden ist.



1884
In der Akte des Milwaukee County Court (Nachlässe) befindet sich eine Abschrift einer Art Quittung, die am 6. Januar 1884 von Maria Anna Geisberg und Leo Geisberg unterschrieben wurde:

We hereby artify that we have jointly received of Mr. William C. Becker as Administrator with the will annexed of the Estate of Charles Geisberg deceased the sum of Two hundred twenty 36/100 Dollars in Cash and 20 Mortgages aggregating to amount of $ 34975 80/100 to wich we are entitled as the heirs at law of said deceased and according to the decree entered in above entitled matter #
Dates signed sealed January 6th 1884
In presence of Hermann Nowak
Maria Anna Geisberg (Seal)
Leo Geisberg (Seal)


Briefe an Vojta und Josefa Náprstek

An dieser Stelle habe ich zuerst den Mitarbeiter*innen des NÁRODNÍ MUZEUM in Prag(8) zu danken, die mir Briefe, Fotos und Literatur zugehen ließen, und damit Türen zu weiteren Überlegungen und Recherchen aufstießen.

Es handelt sich um vierzehn Briefe, die Maria Geisberg an die Adresse von Vojta Náprstek und Josefa Náprstková in Prag gesandt hat, einen Brief ihres Sohnes Leo und Marias Visitenkarte. Die Papiere belegen nur mittelbar einen „Briefwechsel“, denn es fehlen die Antworten oder Äußerungen aus Prag. Von einer vergleichbaren Briefsammlung auf Seiten der Geisbergs ist bis jetzt nichts bekannt. Aber Maria Geisberg nimmt häufiger Bezug auf die Post, die sie erhalten hat.

Alte Bekannte

Die Existenz der Briefe belegt zunächst, dass eine Bekanntschaft, die ihren Ausgangspunkt in den 1850er Jahren in Milwaukee hatte, ein halbes Jahrhundert währte und sich über den Tod einiger Beteiligter hinaus bis ins 20. Jahrhundert hielt. Als Maria Geisberg 1876 Wisconsin verließ, war Vojta Náprstek war schon lange wieder in Europa und in seiner böhmischen Heimat etabliert. Er hatte erst ein Jahr zuvor im Februar 1875 Josefa Křížková geheiratet, die seit vielen Jahren selbstständig und verantwortlich im Geschäft seiner Mutter in Prag tätig war. Anna Fingerhutová (*1788, †1873) war Inhaberin der Bier- und Branntweinbrauerei „U Halánků“ in der Josefas Eltern schon als Haushälterin und Winzer arbeiteten. Josefa galt als fleißig und klug, sie half später das Unternehmen zu leiten und nach dem Tod von Vojtas Mutter kümmerte sie sich um den Haushalt. Die Briefe geben deutliche Hinweise, dass die Zeit im fernen Amerika eine Bekanntschaft begründete, die sich erhielt, weil man neue Gemeinsamkeiten fand und schließlich Josefa, die in Milwaukee nicht dabei war, in eine Art freundschaftlichen Austausch einbezog, der in den späteren Jahren von Maria Geisberg und Josefa Náprstková gelebt wurde.





Einblicke in den Lebensstil der Maria Geisberg

Unabhängig von den Inhalten geben die Briefe Auskunft über die wechselnden Aufenthaltsorte der Maria Geisberg und gelegentlich auch den ihres Sohnes Leo.

Die fünf ältesten Briefe stammen aus der Zeit vom 9. September bis 23. November 1886.

Auf ihrer Rückreise von einem Besuch in Prag machten Maria und Sohn Leo Anfang September 1886 Station in Feldafing am Starnberger See und nahmen eine Woche später Quartier im Hotel Marienbad in München, Barerstraße 11.

Aus Feldafing teilte Leo Geisberg dem „verehrten Herrn Náprstek“ mit, dass er mit seiner Mutter an den Gestaden des Starnbergersees wohlbehalten angekommen sei. Die Nachtfahrt (mit der Eisenbahn) habe sie nicht wie befürchtet angestrengt und an der Grenze habe alles glatt und schnell seinen Lauf genommen. Der Brief schließt mit ein paar Worten zum Wetter und herzlichen Grüßen von der Mama und dem, den Herrn Náprstek hochverehrenden Leo Geisberg.

Aus München dankte Maria Geisberg den „verehrten lieben Freunden“ mit Datum vom 18. September für all die freundlichen Liebesgaben, die inzwischen mit den Koffern und einem Kartenbrief angekommen seien. In dem Paket mit Drucksachen befand sich ein Bildchen der lieben hochherzigen Mutter neben den Ihren. Die Beschreibung erinnert an das nebenstehende Foto. Mit gleicher Post kamen außer photographischen Ansichten noch Bücher und Volkslieder. Maria Geisberg versprach, sobald man Gelegenheit und Muße habe, den lieben Zuwachs zu der auf unserer Reise bisher zusammengebrachten... Sammlung zu arrangieren und mit großem Interesse „durchzunehmen“. Sie kündigte an, in einem der nächsten Jahre Prag und den Bethlehemsplatz erneut zu besuchen, weil man dort noch recht viel nachzuholen habe.

Obwohl Maria Geisberg Entschuldigungen in Briefen ... eigentlich banal fand, führt sie häufiger Gründe für verspätetes Antworten oder ein ähnliches Versäumnis an. Diese „banalen“ Passagen ermöglichen einen Blick auf Befindlichkeiten und den von ihr gepflegten Lebensstil. Sie reist gerne, klagt aber auch über die Anstregungen einer Teplitzer Doppelkur (Baden u. Rakoczi [Heilwasser] trinken mit allmorgendlicher „Erstürmung“ des Teplitzer Schloßberges).

Treplitz liegt auf halber Strecke zwischen Dresden und Prag. Ein zeitgenössisches „Lehrbuch der Balneotherapie“ (1887) nennt den Ort als eines der besuchtesten Bäder Europas, wo man in neuerer Zeit... das Teplitzer Wasser, namentlich die „Urquelle“ auch zu Trinkkuren(9) verwendet, empfiehlt aber bei der Verbindung einer Badekur mit einer Mineralwasserkur... dafür zu sorgen, dass die Kräfte des Kranken durch die Doppelkur nicht über ein gewisses Maass angestrengt werden.(10)

Noch im Hotel wohnend, schreibt Maria Geisberg nach Prag, diesmal wieder München zum Winteraufenthalt wählen zu wollen. Noch habe sie nichts gefunden, aber man sei bei der Wohnungssuche schon etwas Erkleckliches herumkutschirt und das habe ihr, weil sie soviel wie möglich in der frischen Luft sein soll, gut getan.

Keine zwei Wochen nach ihrer Rückkehr aus Prag denkt die ermüdete Wohnungssuchende wieder ans Reisen: Uebermorgen also versuchen wir, (mit Erlaubniß des Wettergotts) in die baierische Bergwelt einzudringen, ist’s dort schon zu kalt so ziehen wir vielleicht hierunter zum Garda See, in’s venetianische Gebirge oder wohl auch nach Südtirol, vielleicht auch kehren wir aber auch sogleich hierher zurück. Sohn Leo wusste sie in München gut aufgehoben: Er steckt einstweilen hier – nach so langer Pause – mit seinem Lehrer und lieben Freund... Porges so tief in der Musik daß er für nichts anderes fast zu haben ist.

Die Wagnerianer

Es war Richard Wagners Musik, die Mutter und Sohn erfasste und nicht mehr losließ. Maria und Leo Geisberg gehörten zu Menschen, für die der Komponist „der Meister“ war und dessen Werk sich beide verschrieben. Maria bekannte, dass sie der Beiwohnung des Zirkels des Nibelungenringes natürlich nicht entsagen konnte und betonte, wie sehr sie gewünscht habe, die Freunde hätten an diesen 4 Vorstellungsabenden teilnehmen können. Sie glaubte zu wissen, dass dieses dichterisch wie musikalisch hoch herrliche Werk den Náprsteks tiefere Freude geben würde als diese ahnen können.(11)

Nach dem Urteil der „Allgemeinen Zeitung“ ist die Münchener Hofbühne als einzige deutsche Bühne im Stande, den „Ring des Nibelungen“ alljährlich, oft mehrmals, mit durchaus eigenen Kräften, ohne besondere Anstregungen, gleichsam aus ihrem selbstverständlichen Repertoire heraus, zu geben. Es seien die Wagner-Aufführungen, denen das Hoftheater seinen weit über die deutschen Gränzpfähle hinaus reichenden guten Ruf verdanke. In einer solchen „Wagner-Woche“ dränge sich ein völlig internationale[s] Publikum in den Räumen des Hoftheaters, das nicht nur aus durchreisenden Fremden, sondern nicht zum kleinsten Theile aus Enthusiasten... [bestehe], die oft eine weite Reise nicht scheuten, um so seltener Genüsse theilhaftig zu werden.(12) Hier hätte Maria Geisberg ihre Prager Freunde gern gesehen.

Die abschließenden Formulierungen lassen vermuten, dass der Besuch der Geisbergs in Prag die erste persönliche Begegnung mit Vojta Náprstek nach der gemeinsamen Zeit in Milwaukee war und eine Gelegenheit, seine Frau Josefa Náprstková kennenzulernen. Maria Geisberg zeigt sich beeindruckt und schreibt, sie müsse ihrer vollen Sympathie Ausdruck geben, die sie beim Gewahren dessen empfunden habe, was die Náprsteks auf den verschiedenen gemeinnützigen Gebieten... so kraftvoll und unermüdlich erreicht hätten. Zwar seien ihre Erwartungen durch die Schilderungen ihres Bruders (der offenbar vor ihr Gast in Prag war) schon hochgeschraubt gewesen, aber wie Vollkommeneres fand ich als ich voraus ahnen konnte.
Glückauf!
Mit Gruß auch von Leo u. Freundeshandschlag Euch Beiden
Marie Geisberg

Musikdirektor Heinrich Porges

Heinrich Porges fand erst nach dem Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie zur Musik und studierte in der Absicht, Pianist zu werden. Porges engagierte sich aber zunächst für die Musik, indem er über sie schrieb. Ab 1863 redigierte er mit Franz Brendel in Leipzig die „Neue Zeitschrift für Musik“. 1866 berief ihn König Ludwig II. auf Vorschlag Wagners nach München, wo er Einführungen zu Tristan und Isolde, Die Meistersinger von Nürnberg und Lohengrin verfasste. Als Der Ring des Nibelungen 1876 in Bayreuth uraufgeführt wurde, war Porges einer der Assistenten Wagners und hielt dessen Äußerungen zu Werk und Wiedergabe detailliert fest.(13)

Als die Geisbergs 1886 (wieder?) nach München kamen kannten sie Porges bereits, Maria nannte den fast fünfzigjährigen Musikdirektor einen Freund und für Sohn Leo war er ein Lehrer. Wann und wo Maria Geisberg und Porges sich kennenlernten ist bisher nicht bekannt, aber es darf davon ausgegangen werden, dass sie die Begeisterung für das Werk Richard Wagners verband.

Der „Meister“ war im Februar 1883 gestorben und Porges schrieb im selben Jahr anlässlich einer Wagnerfeier: „Denn er ist todt, der große, deutsche Meister, dem Erd‘ und Himmel zitternd sich gebeugt!“ Für den Korrespondenten der „Bayerischen Landeszeitung“ waren es Verse, die ein in München lebender Herr Porges gewahnwitzt habe.


andere Aufenthaltsorte

1889

Die Gästeliste von „Ritter’s Park-Hotel in Bad Homburg verzeichnete für die Zeit vom 3. August 1889 bis zum 6. des Monats die Anwesenheit der „Geisberg, Frau, M., mit Sohn, Milwaukee“. Maria Geisberg war zu der Zeit 59 Jahre alt und seit sechs Jahre Witwe, Sohn Leo war 25 Jahre alt und lebte wohl bei seiner Mutter.

„Ritter’s Park-Hotel“ war zu dieser Zeit entlang der unteren Kaiser-Friedrich-Promenade schon mit einer Terrasse und Sälen eingerichtet und galt als das „erste Haus am Platze“. Bis zur Jahrhundertwende entwickelte sich der Betrieb zu Homburgs berühmtesten Kurhotel.(14)


Homburg v.d.H., Ritter’s Parkhotel – Foto: C. Hertel, Mainz 1896(16)

 


1892

Marie Geisberg kauft das „Marienschlösschen“ in Salzburg 

Die Geschichte des Bauwerks reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück und vermerkt an dieser Stelle einen Turm (erst Falken-, dann Konstantinturm) der 1831 einstürzte. Das Anwesen wurde dann 1863 von Josef und Anna Achleitner(15) erworben. Die neuen Besitzer erbauten auf den Resten der früheren Gebäude einen neuen Turm samt Aussichtswarte und angebaut daran ein Schlösschen im historisierenden Stil.(16) Als Josef Achleitner 1891 starb, kam der Besitz zuerst an die Witwe und dann (1892) an den Sohn, der ihn an Marie Geisberg verkauften. Das Inventar wurde versteigert und aus dem Haus wurde unter dem Namen „Marienschlösschen“ eine Fremdenpension. 1902 erwarb Marie Fischer das Gebäude.(17)

 

Konstantinturm oder Kupelwieser-Schlössl, Mönchsberg, Salzburg

 

Juli 2024
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Bildnachweise:
1
  Zettelkasten (c) 2021 Christian Tietze, CC BY-SA 4.0, httpszettelkasten.demedia
Fassade "Niedecken & Co." - The City of Milwaukee Guide... Bibliographic Resource
Logo "Niedecken & Co." - niedeckenco.com
Ausschnitte Adressbuch Weimar 1884 - Stadtarchiv Weimar, – digitalisiert: thulb.uni-jena.de – 02.02.2022.
5  Vojta Náprstek
6  Josefa Náprstková
7  Bild des Musikdirektors Heinrich Porges (1837–1900), Die Gartenlaube. 4. Beilage zu Heft 13, 1900, Hofphotograph Friedr. Müller, München - Wikimedia Commons.
8  Homburg v.d.H., Ritter’s Parkhotel – Foto: C. Hertel, Mainz 1896. - Stadtarchiv Bad Homburg, Best. S 5 Nr. 1397.
9  Konstantinturm oder Kupelwieser-Schlössl, Mönchsberg, Salzburg - stadt-salzburg.at/stadtberge-stadtwald/moenchsberg – 30.05.2021.

Quellen und Literatur:

(1) Schütter, Silke und Schulz-Geisberg, Carla, Ein Auswanderinnenschicksal in Briefen und Dokumenten, Warendorf 1989, S. 280f. – Brief vom 12. Juli 1878.
(2) Jette erinnert sich, dass er am 06.07.1878 an Bord gehen wollte. – Schütter, ebenda.
(3) Schütter, ebenda.
(4) Anm. (5) Die Schwestern Carl Geisbergs waren Johanna Uedink und Antonia Petri.
(5) In der Ausgabe für das Jahr 1883 ist sie nicht mehr zu finden. – Die Adressbücher erschienen gewöhnlich zu Beginn des Jahres, geben also bestenfalls Auskunft über den Aufenthaltsort im Vorjahr der Ausgabe.
(6) Brand, Sebastian 1830 – 1908 manufacturer, b. Nierstein, Hesse, Germany. He learned mason's trade in Germany and migrated in 1854 to Milwaukee, where he followed his trade until 1870. He then purchased John and Philip Rosche's stove foundry (established in 1868) and began manufacturing stoves under the firm name of Brand and Company. His "Famous" brand stove became widely known throughout the Middle West. The firm was incorporated in 1884 as the Brand Stove Co., Ltd., with Brand serving as its president until his death. He was active in insurance enterprises and in local German societies. [F. A. Flower], Hist. of Milwaukee (Chicago, 1881); Yenowine's Illus. News, Nov. 26, 1893; Milwaukee Sentinel, Feb. 2, 1908. – Wisconsin Historical Society, wisconsinhistory.org, 03.02.2022.
(7) Stadtarchiv Weimar, Adressbuch 1884 – digitalisiert: thulb.uni-jena.de – 02.02.2022.
(8) Mein Dank geht an Martin Šámal, der hilfsbereit auf meine Anfragen reagierte, an Milena Secká für die Abbildungen und an Ondřej Crhák, der mir die hier zitierten Briefe zugänglich machte.
(9) B. Fromm (Hrsg.): Systematisches Lehrbuch der Balneotherapie, Fünfte Auflage, Braunschweig 1887, S. 191f. -  digitalisiert: archive.org 05.02.2022.
(10) B. Fromm, Balneotherapie, a.a.O. S. 97.
(11) Bei den Aufführungen handelt es sich um eine Wiederholung im Königlichen Hoftheater München in der Zeit von Montag, dem 13. bis Sonntag, dem 19. September 1886. – Allg. Zeitung.
(12) Besprechung der Aufführungen des „Ring“ in der Allg. Zeitung vom 21.09.1886, Nr. 262.
(13) wikipedia.org, Heinrich Porges, 18.05.2021.
(14) Text folgt den Informationen des Landesgeschichtlichen Informationssystem Hessen (LAGIS).
(15) Josef Achleitner (* 13. Jänner 1823 in Frasdorf in Bayern; † 5. März 1891 in der Stadt Salzburg) war ein populärer Musiker, Zitherspieler, Komponist und Instrumentallehrer. – Salzburg-Wiki 23.05.2021.
(16) Kupelwieser-Schlössl (Mönchsberg Nr. 17) - stadt-salzburg.at/stadtberge-stadtwald/moenchsberg – 30.05.2021.
(17) Vgl. auch: wikipedia.org/wiki/Kupelwieser-Schlössl – 30.05.2021.

 
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