aktenlage
Zeitschrift für Regionalgeschichte Selm und Umgebung - ISSN 2366-0686

Zur Erinnerung:

Als Charles Geisberg 1844 in Milwaukee eintraf, stand sowohl die künftige Ordnung Wisconsins als auch die des städtischen Gemeinwesens auf der politischen Agenda. Bei allen hoffnungsvollen Erwartungen der Einwanderer und allem „Sturm und Drang“ der ansässigen Siedler: Milwaukee hatte die formale Stadtwerdung noch vor sich. Die drei „Villages“(1) waren noch nicht zu einer „City“ verbunden, die Auseinandersetzung um die städtische Verfassung (Charta) noch nicht abgeschlossen. – Das Land „Wisconsin“ war 1844 noch kein Bundesstaat der USA, sondern ein „Territorium“, d.h. ein vom US-Kongress 1836 per Gesetz geschaffenes Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten mit der Option, nach Erreichen einer Einwohnerzahl von 60.000 der Union als Staat mit eigener Verfassung beizutreten. Nach zwölf Jahren als „Territorium“ wurde Wisconsin am 29. Mai 1848 der 30. Bundesstaat der USA.
(Text aus "Charles Geisberg und die frühe deutsche Gemeinschaft" >>)

Die deutsche Gemeinschaft in Milwaukee (1846 - 1860) - Charles Geisberg übernimmt öffentliche Ämter

Dieter Gewitzsch

Charles Geisberg nutzte von Anfang an Gelegenheiten, mit Leuten bekannt zu werden. Mit Dr. Hübschmann verband ihn die gemeinsame Überfahrt auf der “Isabella”, den Zeitungsmacher Moritz Schöffler kannte er aus seiner Zeit in Jefferson City und mit Härtel als Partner eröffnete er sein erstes Geschäft in Milwaukee – um nur einige aus seiner Umgebung zu nennen.

Mit diesen Menschen gehörte Charles Geisberg zu einer von der Geschichtsschreibung identifizierten Gruppe, deren Zusammensetzung und Wirken immer wieder thematisiert wurde.(2) "aktenlage.net" beschränkt sich auf die Zeitspanne von den frühen 1840er Jahren bis etwa 1860, dem Vorabend des Bürgerkriegs. Die zitierten Arbeiten befassen sich mit den Besonderheiten der deutschen Gemeinschaft in der jungen Stadt Milwaukee. Es geht um Ausgewanderte, die in einem städtischen Milieu ihre Chancen suchten.

Kathleen Neils Conzen hat Fragen der gesellschaftlichen Anpassung von Einwanderern verschiedener Herkunftsländer untersucht und 1976(3) für Milwaukee herausgestellt, dass die deutsche Gemeinde in den 1840er und 1850er Jahren für nahezu alle sozialen Bedürfnisse Organisationen und Institutionen entwickelte. Das war aber weder eine Reaktion auf Ablehnung durch Einheimische noch der Versuch, eine Art dörfliche Gemeinschaft herzustellen, die ihre Mitglieder bei Bedarf unterstützt. Viele der in Milwaukee lebenden Deutschen waren niemals Bauern, sie haben „Dorfkultur“ nie erlebt. Sie entstammten eher dem kleinbürgerlichen Milieu der Städte mit einer gebildeten Mittelschicht, Handwerkern und kleinen Kaufleuten. Diese Leute hatten sich schon lange vor ihrer Auswanderung vom traditionellen Leben auf dem Lande getrennt, aber sie brachten ihr „Vereinswesen“ mit: Bürgerliche Gesellschaften, die den Vorbildern der Herkunftsländer folgten.

Conzen fragt, welche Wirkung die große Zahl der Vereine für die deutsche Gemeinschaft hatte und was das für die Stadt insgesamt bedeutete. Bestätigte die Mitgliedschaft in erster Linie die Zugehörigkeit zu einem gemeinsamen Herkunftsland? Hinderten die Vereine deutsche Einwohner, sich als Amerikaner zu fühlen und so zu handeln? Oder gab es eine Formel, die es der deutschen Gemeinschaft erlaubte, ihre soziale und kulturellen Vielfalt zu leben und daraus eine Stärke zu entwickeln, die sie ins Gemeinwesen einbringen würde?

Eine innere Bruchkante verlief bei der deutschen Gemeinschaft entlang der religiösen Bekenntnisse. Die Konfessionen waren für eine tiefe Spaltung der deutschen Einwohner Milwaukees verantwortlich, boten sich aber andererseits als Sammelorte und Fluchtpunkte für die Gläubigen an. Die Kirchen organisierten ihr Gemeindeleben mit Strukturen, die quer zu anderen lagen. Ihren Mitgliedern vermittelten sie dagegen spirituelle Kontinuität als Brückenschlag zwischen der neuen und der alten Heimat.

Religiöse Lebensführung wurde von den Einheimischen(4) freundlich betrachtet. Kirchgang und Gemeindeleben entsprachen geradezu amerikanischen Verhaltensmustern, aber man fürchtete die autoritär verfassten europäischen Kirchen und sorgte sich um die Unabhängigkeit der Pastoren und ganz allgemein um Freiheit und Demokratie. Die Bedenken richteten sich vor allem gegen die katholische Kirche als Einfallstor für Einflussnahme aller Art von außerhalb der Vereinigten Staaten. In Milwaukee bezeichnete der Pastor der „First Congregational Church“ 1844 in einer Predigt die Katholiken als passive Subjekte einer fremden Hierarchie und wünschte, deren zivile und politische Rechte begrenzt zu sehen. Antiklerikale Kreise äußerten ähnliche Kritik.

Auf katholischer Seite war es Martin Kundig, der als Pfarrer von St. Peter zunächst die Gemeinde in Stand setzte und sich dann bei Iren und Deutschen beliebt machte. 1843 profilierte er sich am 22. März mit einer „Patrick’s-Day-Parade“ bei den Iren und ließ sechs Tage später eine „Harbour-Parade“ folgen, die der deutschen Gemeinschaft zum ersten öffentlichen Auftreten verhalf. Conzen wählt für beide Ereignisse den Begriff „coming out“ und stellt fest, dass es Kundig gelungen sei, die alten Siedler mit den „new educated arrivals“ über alles Trennende hinweg zusammenzubringen. Kundig hatte Erfolg und wurde zum Bischof von Milwaukee ernannt. Sein Nachfolger, Johann Martin Henni, vervollständigte das seelsorgerische und caritative Programm der katholischen Kirche, die auch mit der Trägerschaft für Bildungs- und Erziehungseinrichtungen (Schulen, Heime und Werkstätten) hervortrat.

Anders die Protestanten, denen es nicht gelang, Einwanderern ein in sich geschlossenes Angebot zu machen. Die bestehenden amerikanischen Gemeinden hatten wenig Interesse, neue Gemeindemitglieder zu gewinnen. Die zuwandernden Lutheraner hatten ihrerseits Probleme mit der demokratischen, freikirchlichen Organisation und konnten sich – nebenbei bemerkt – die personelle und materielle Ausstattung einer Gemeinde nicht leisten. Belange außerhalb der Seelsorge überließ man weltlicher Initiative. Nach Zersplitterung der Alt-Lutherischen Gemeinde fanden sich die deutsche Protestanten in Milwaukee, gering an Zahl, auf drei Gemeinden verteilt. Ein lutherischer Missionar resümierte zur Lage, dass viele Deutsche in der City „rationale Ungläubige“ seien.

Charles Geisberg wuchs in Münster auf, wo in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etwas anderes als ein katholisch bestimmtes Leben vielleicht denkbar, aber in Familie und Gesellschaft kaum praktizierbar war. In Milwaukee suchte er nicht die konfessionelle Ausschließlichkeit, sondern bewegte sich geschäftlich und politisch in Kreisen, die sich nicht um eine Kirche herum scharten. Hermann Härtel, sein erster Kompagnon hatte sich der „rein-evangelischen Gemeinde“ angeschlossen, die als „freisinnig“ galt(5) und sein später Partner G. Brosius zählte in der „Freien Gemeinde“ zu den „Stützen des Altars“.(6)

Conzen erkennt in der deutschen Gemeinschaft eine Bereitschaft, unabhängig vom Glaubensbekenntnis mit fremden Menschen eine Basis für lokale Aktivitäten zu suchen. Gelegentliche Zusammenarbeit bei praktischen Problemen, Nachbarschaftshilfe und spontane Geselligkeit gab es schon bei den ersten Siedlern. Später organisierten säkulare Vereine Unterstützung auf Gegenseitigkeit und tradierten so den „Bürgersinn der alten Welt“. Andere Gesellschaften dienten allein dem Vergnügen.

Dem Beispiel der Eingesessenen folgend gründete die deutsche Gemeinschaft in ihren Bezirken Feuerwehren und stellte militärisch organisierte Verbände auf, die während der gesamten Vorkriegszeit (bis 1861) Schwerpunkte des gesellschaftlichen Lebens blieben. (Vgl. ... die frühe deutsche Gemeinschaft. >>)  Als treibende Kräfte erkennt Conzen eine Gruppe gebildeter junger Leute, unter ihnen Kaufleute, die in der wachsenden Siedlung eine wichtige politische und wirtschaftliche Rolle spielen sollten. Die Mitgliedschaft in einer Milizeinheit galt als Voraussetzung für geschäftlichen Erfolg: „So wird man hier bekannt, und man kann nur Geschäfte machen, wenn man bekannt wird.“ Die blau-scharlachrote Uniform und der flotte Marsch der Pioniere der „Washington Garde“ verkörperten auch Stolz auf die Entwicklung der Gemeinschaft.

Als Charles Geisberg Mitte der 1840er Jahre nach Milwaukee kam, musste er offenbar nicht erst „warm werden“, sondern tauchte gleich in das gesellschaftliche Leben ein. Zu der Zeit formierten sich in der deutschen Gemeinschaft weitere Gesellschaften. Der Trend ging dahin, die intellektuelle Begeisterung auf anderen Gebiete zu übertragen und die Energien des „Stammtisches“ in Vereinen zu kanalisieren und zur Wirkung zu bringen.

Hesse-Jensen sieht in den "Pionieren" der "Territorialzeit"1836 – 1848 (7) praktische, energische Leute , die es wohl verstanden, die Masse ihrer Landsleute mit sich fortzureißen.(8) Ihnen attestiert er jenes tiefe, ernste Interesse an der Wohlfahrt ihres engeren Gemeinwesens sowohl, wie der Gesamtheit des amerikanischen Vaterlandes, daß nur dem eigen sein kann, der das politische Band mit dem alten Vaterland bewußt durchschnitten hat und sich in nationaler Beziehung ganz als amerikanischer Bürger fühlt. (9)

Einer der "Pioniere" war der bereits erwähnte Dr. Hübschmann, der mit anderen 1844 die "Deutsche Demokratische Assoziation" gründete. Ausgesprochener Zweck der Gesellschaft war die Weckung des Gemeinsinns unter den Deutschen, Belehrung und Verbreitung der Grundsätze, auf denen das Staatsgebäude der Vereinigten Staaten beruht, Herstellung der Einigkeit und Uebereinstimmung im politischen Wirken. Zum Präsidenten wurde Dr. Hübschmann gewählt, zu Vize-Präsidenten J. Thomssen, J. A. Liebhaber und Fr. Neukirch, M. Schöffler und G. Fasolt wurden Sekretäre und H. Niedermann Schatzmeister. Mit der „German Democratic Association“ (GDA) beteiligte sich die deutsche Gemeinschaft an der allgemeinen politischen Debatte und vertrat spezielle eigene Interessen.

Zu der Zeit hatte die katholische Kirche ihre Laien- und Wohlfahrtsorganisationen weitgehend errichtet, während die protestantischen Kirchen Belange außerhalb der Seelsorge weltlicher Initiative überließen. Anders als die ersten deutschen Vereine, wurden diese als „Bruderschaften“ organisiert. Bei den geborenen Amerikanern gab es schon einige Freimaurerlogen.

Bruderschaften fanden auch in der deutschen Gemeinde Anklang. 1848 formierte sich der siebte Zweig der „Sons of Hermann“ in Milwaukee und bis 1860 entstanden zehn weitere Logen. Die führenden deutschen Geschäftsleute fanden sich, wohl eher von gesellschaftlichen Aspekten angezogen, bei den „Masons“ und „Odd Fellows“. Die anderen Logen hatte dagegen Zulauf von den kleineren, weniger bekannten Ladenbesitzern und Handwerkern, für die vermutlich die Absicherung auf Gegenseitigkeit das bestimmende Motiv war.

Ein deutscher Beobachter vermutete, dass die mit der Bruderschaft verbundenen Rituale einen Ersatz für die religiösen Bindungen und Praktiken boten, die einige mit ihrem Entschluss auszuwandern, bewusst als eine Akt der Befreiung von den Zwängen im Herkunftsland gelöst und zurückgelassen hatten. Die katholische Kirche sah das ähnlich, denn sie verweigerte den Mitgliedern der „Sons of Hermann“ das kirchliche Begräbnis.

Charles Geisberg engagierte sich als Sekretär des "Deutschen Hülfsvereins" zu gegenseitiger Unterstützung in Krankheitsfällen. 1846 bildete sich daneben ein allgemeiner "Deutscher Unterstützungsverein", der die soziale Aufgabenstellung in größerem Maßstab anging.(10) Die Bemühungen, spezielle Nothilfe und allgemeine Wohltätigkeit auf kommunaler Ebene zu organisieren und auf Dauer als verlässlichen Teil der Daseinsvorsorge zu etablieren, führten 1858 zur Gründung der für alle Einwohner Milwaukees offenen „Union Relief Society“.

Charles Geisberg wird 1848 bei der dritten "City Election" Treasurer von Milwaukee (11)

1881 erscheint in dem Buch "History of Milwaukee " die Liste der Inhaber städtischer Ämter und benennt Charles Geisberg als „Treasurer“ (Schatzmeister) für die Jahre 1848-1851. Mit der "Charter" (städtische Verfassung) von 1846 hatte Milwaukee die formale Stadtwerdung abgeschlossen und die ursprünglichen drei „Villages“ zu einer  „City“ verbunden. Charles Geisberg war der dritte Amtsinhaber, Nachfolger von Robert Allen, 1846/47 und E. Sanderson 1847/48. Sein Nachfolger im Amt war Lucas Seaver 1851-1853. Zu Geisbergs Zeiten bekleideten Byron Kilbourn 1848/49, D.A.J. Upham 1849/50 und Col. George H. Walker, 1850/51 das Amt des Bürgermeisters.

Laurence M. Larson beschreibt in seiner Finanz- und Verwaltungsgeschichte Milwaukees (12) die frühen Jahre als eine Zeit, in der die „Villages“ auf dem Ost- und Westufer des Flusses miteinander konkurrierten und die Stadt als Ganzes eine untergeordnete Rolle spielte. Um 1845 sei Milwaukee alles andere als eine ideale Kommune gewesen. Den führenden Bürgern habe der Sinn gefehlt, vorausschauend über die Grenzen ihres Bezirkes hinaus zu denken und zu handeln. Alle das größere Gemeinwesen betreffenden Aspekte waren vernachlässigt, lagen danieder. Larson wundert nicht, dass 1845 der Ruf nach einer neuen Form der Stadtregierung ertönte, denn der Status "Village"(13) von 1839 war für Gemeinden mit etwa 1.500 Einwohnern gedacht und nicht für rasch wachsende Städte wie Milwaukee, wo 1846 etwa 10.000 Menschen lebten. Mit der Forderung nach einer zeitgemäßen "Charter" verband sich der dringende Ruf nach Polizeischutz und „sanitary regulations“. Die neue Stadtverfassung wurde per Referendum am 5. Januar 1846 von den Wählern akzeptiert und am 31. Januar 1846 vom Gouverneur als Gesetz bestätigt. Die erste „City Election“ wurde auf den ersten Dienstag im April (07.04.1846) terminiert. 

Bei der Stadtregierung sind Wahlämter von solchen zu unterscheiden, die von dem Gemeinderat durch Ernennung besetzt werden. Zu letzteren gehörte anfangs auch der "Treasurer" (Schatzmeister), aber ein Jahr später bestimmte eine Ergänzung der Charter, dass weitere Ämter zu Wahlämtern werden sollten, was die Macht des Rates schmälerte. Die Wähler bestimmten fortan in direkter Wahl, wer "Treasurer" werden sollte.(14) Die dritte "City Election" für die Amtsperiode 1848/49 fand am 5. April 1848 statt. Byron Kilbourn wurde Bürgermeister und Charles Geisberg zum ersten Mal zum "Treasurer" der City of Milwaukee gewählt.

Präsidentschaftswahl 1848

1848 war auch das Jahr einer weiteren Präsidentschaftswahl und wir finden Charles Geisberg auf Seiten der "deutschen" Demokraten. Es waren in etwa die Kreise, die 1844 "Hickory-Clubs" gründeten und die erfolgreiche Kandidatur James K. Polk unterstützten. (Vgl. ... die frühe deutsche Gemeinschaft. >>)

Für die aktuelle Kampagne nominierten die Demokraten am 22. Mai 1848 in Baltimore Lewis Cass for President und William O. Butler for Vice President.

25. August 1848 versammelte sich eine große Zahl der deutschstämmigen Einwohner Milwaukees in der Militärhalle, um die Kandidatur der demokratischen Bewerber Cass und Butler (15) zu unterstützen. Präsident der Versammlung war Conrad Meyer, Vizepräsident H. Niedecken und Charles Geisberg fungierte als Sekretär. Der „Tägliche Anzeiger des Westens“ berichtete in seiner Ausgabe vom 07.09.1848 ausführlich von der Deutsche[n] Mass-Versammlung in Milwaukie.

Die Herren Hübschmann, Schöffler, Greulich und Fratny begründeten in ihren Reden, weshalb die deutschen Demokraten Wisconsins mit Herz und Hand das ... demokratische Ticket ... unterstützen sollten. Die verschiedenen Redner wurde häufig durch rauschende Beifalls-Bezeigungen unterbrochen, und der beste Geist herrschte in der Versammlung.

Ein Blick in die zehn Beschlüsse vermittelt eine Vorstellung von dem, was unter den deutschen Einwanderern breite politische Zustimmung fand – zumindest, als es 1848 um die Wahl des US-Präsidenten ging.

Beschlossen wurde von der Versammlung, dass ...

... in den Vereinigten Staaten die besten Regierungsform der Welt die demokratische Partei und ihre Institutionen gegen alle Angriffe der Monarchisten von Außen und der Aristokraten, Monopolisten und der Parteimänner, die bloß einer Idee nachgehen, von innen vertheidigt und geschirmt, die herrliche Union erhalten, und so das Wachstum und das Glück ... [des] Landes befördert hat.

... Wiskonsin, die jüngste Tochter der Union, sich in die Reihe der demokratischen Staaten stellt.

... Lewis Cass, der erwählte Bannerträger der demokratischen Parthei, als Präsidentschaftskandidat das Vertrauen und die wärmste Unterstützung verdiene. - Der Beschluss listet die Verdienste des Politikers und Soldaten auf. Cass habe die herrschsüchtigen Pläne der sogenannten heiligen Allianz vereitelt und unerschrocken die Freiheit der Meere verteidigt. Geschicklichkeit und Treue, Tapferkeit im Felde, Anhänglichkeit an sein Vaterland, Erfahrung, Gelehrsamkeit und gesundes Urtheil, und endlich ... unwandelbare Anhänglichkeit an die Demokratie hätten gezeigt, dass Cass der passende Mann für das Amt eines Präsidenten der Vereinigten Staaten sei.

... man William O. Butler als einen tüchtigen Staatsmann, einen tapferen Offizier und einen unbestechlichen Demokraten kenne; mit solchen Männern wie Cass und Butler könne und werde man die Wahl gewinnen.

... man auf dem demokratischen Banner die Worte Freier Boden, freies Wort, freie Arbeit, freies Stimmrecht und freie Männer schreiben werde. - Obwohl man die Sklaverei in den [demokratisch dominierten] Schwesterstaaten da lassen wolle, wo sie die Constitution der Vereinigten Staaten gelassen habe, freue man sich, dass in Wisconsin Senatoren und Repräsentanten im Kongress gegen die Ausdehnung der Sklaverei auf die noch zu organisierenden Territorien gekämpft und gestimmt haben.

... man mit Vergnügen erfahren habe, dass das Gesetz, welches das Territorium Oregon organisirt und Sklaverei davon ausschließt, den Congreß passirt hat. Das sei der Beweis, dass die Territorien frei von Sklaverei erhalten werden können, ohne dass die demokratische Partei an dieser Frage zerbricht.

... Cass in Sachen Fluß- und Hafenverbesserungen der richtigen Ansicht sei.

... man die Uebel der Landspekulation zur Genüge gefühlt und erfahren habe. Man sei dafür, dass die öffentlichen Ländereien dazu verwendet werden, dem Arbeiter Gelegenheit zu geben, sich eine unabhängige Existenz zu gründen, und nicht um die Reichthümer der Spekulanten zu vergrößern.

... es wohlfeiles Postgeld für das Volk und Einschränkung der Ausgaben der Regierung geben soll und möglichst alle Regierungsbeamten durch das Volk gewählt werden.

Die von Dr. Franz Hübschmann zur Abstimmung gestellten Statements und Forderungen enden mit dem Aufruf an die Demokraten in Wisconsin, ... sich um das demokratische Banner zu schaaren ... und sich nicht verführen zu lassen, neuen Anführern zu folgen und eine neue Partei zu bilden, was blos zur Niederlage der Demokratie führen könnte. - Die zehn Punkte wurden auch in Milwaukee einstimmig angenommen.  Unter drei schallenden Hurrah’s für Cass uns Butler vertagte sich die Versammlung bis Samstag den 9. September 1848.


Der Text reagiert auch auf die Bewegung der "Freibodenmänner", einer "Fraktion" der Demokratischen Partei, die sich am 9. August 1848 in Buffalo als Partei gründete und als dritte Kraft an den Präsidentschaftswahlen der Jahre 1848 und 1852 teilnahm. Die "Freesoiler" wollten die Ausbreitung der Sklaverei in den neu hinzugekommenen Bundesstaaten ... verhindern, begründeten aber anders als die "Abolitionisten" ihre Position ausschließlich mit wirtschaftlichen Argumenten. "Abolitionisten" traten aus moralischen Gründen für die Abschaffung der Sklaverei ein.(15) Wem die Abolitionisten zu radikal waren, der konnte in der "Free Soil Party" eine gemäßigte Position finden, die auf eine Art "Landreform" zielte. 

In Milwaukee fand die Debatte in der Presse statt und Rudolf Koss bedauert in seinem Buch, dass der einflussreiche Herausgeber Fred (Frederik) Fratny im demokratischen "Volksfreund" vor jeder letzten Consequenz zurückscheute und die Position einnahm, nur die Weißen sollten "Freie Männer" sein, nur für sie sollte es "Freien Boden, Freies Wort, Freie Arbeit, freies Stimmrecht" geben. Fratny habe sich nicht entschließen können, den großen Schandfleck der Union anzugreifen: die Sklaverei der Afroamerikaner. Nur im Siege der alten demokratischen Partei über die aristokratischen Whigs erblicke er das Heil der Union. Die als dritte Partei auftretenden "Neuen Demokraten" seien für den Zeitungsmann Fratny verkappte Verbündete der Whigs.(16)

Wahlplakat Buren + Adams

Die Wahl gewann Zachary Taylor von den Whigs, er wurde der 16. US-Präsident. Grob gesehen, war der Westen für den demokratischen Kandidaten und die Ostküste wählte mehrheitlich Taylor. Beide konnten je fünfzehn Bundesstaaten hinter sich bringen, aber Taylor hatte mehr Stimmen und die Unterstützung von 163 Wahlleuten gegen 127, die für Cass votierten.(17)

Charles Geisbergs Wiederwahl zum "Treasurer" 1849

Die "Election for Charter and Ward Officers" für die vierte Wahlpriode 1849/50 fand am 3. April 1849 statt und der von Rufus King herausgegebene "Milwaukee Sentinel and Gazette" (nach Koss ein "Freesoil-Whigblatt") gab bekannt, dass im Bereich der ganzen "City" Benjamin H. Edgerton für das Amt des Bürgermeisters und Charles Geisberg für das Amt des Schatzmeisters kandidieren. In den Bezirken (Wards) stünden "Aldermen" und "Constables" zur Wahl und im "Second Ward" bewerbe sich Francis Huebschman als "Aldermen". Noch am Vorabend der Wahl habe eine  "People's Convention" (der Whig-Partei) Benjamin H. Edgerton für das Amt des Bürgermeisters und Charles Geisberg als Schatzmeister nominiert - both excellent selections. Der amtierende demokratische Treasurer Charles Geisberg fand demnach über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung.

Am Morgen danach konstatierte der "Sentinel", dass die Wahlbeteiligung - in Anbetracht der Wetterlage und des Fehlens jeglicher politischer Spannung - gut gewesen sei. In der Sache habe sich der Wettbewerb ausschließlich um lokale oder persönliche Fragen gedreht. Die Nominierungen der Parteien seien weniger beachtet worden, stattdessen hätten unabhängige Kandidaturen voll im Trend gelegen. So blieb dem seitens der Whigs nominierten B.H. Edgerton der Erfolg versagt. Bürgermeister wurde der Kandidat der Demokraten, D.A.J. Upham, auf den 1572 Stimmen fielen, während 653 Wähler für Edgerton votierten. Charles Geisberg wurde without much opposition wiedergewählt.


Die Zeitung "Weekly Wisconsin" sprach in er Ausgabe vom 11. April 1849 schlicht von dem Sieg der Demokraten:
Charter Election - The Victory
D A J Upham, the democratic candidate is elected Mayor by a large majority - 836. Mr. Geisberg (democrat) is reelected Treasurer without formal opposition.

April 2024
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Bildnachweise:
1 Wisconsin Democrat (Green Bay, Wisconsin) · Sat, Jun 3, 1848 · Page 2
newspapers.com, Downloaded on Feb 8. 2021, Copyright ©.
2 Cass/Butler (Demokraten) Wikimedia Commons.
3 Plakat der Free Soil Party mit Martin Van Buren & Charles F. Adams Grand Democratic Free Soil banner. (Martin Van Buren & Charles F. Adams). Lithograph by N. Currier, 1848. Digital ID: cph 3b50339 Source: color film copy slide Reproduction Number: LC-USZC2-2465 (color film copy slide) , LC-USZ62-5124 (b&w film copy neg.) Repository: Library of Congress Prints and Photographs Division Washington, D.C. 20540 USA.
4 Weekly Wisconsin, newspapers.com, Copyright ©.

Quellen und Literatur:
(1) Autonome, inkorporierte Bereiche.
(2) Rudolf Koss, Wilhelm Hense-Jensen, Kathleen Neils Conzen, Anke Ortlepp u.a.
(3) Kathleen Neils Conzen,
(4) Vgl. hierzu die Begrifflichkeiten "Hiergeborene" vs. "Fremdgeborene" im Beitrag " Milwaukee bis zum Eintreffen Charles Geisbergs 1844" >>
(5) Rudolf Koss, Milwaukee (1871), S. 162f.
(6) Koss, Milwaukee, a.a.O., S. 197.
(7) Zeit, in der Wisconsin ein von Michigan abgetrenntes, eigenständiges, durch einen Gouverneur verwaltetes  „Territorium“ des Bundes war, bevor es Bundesstaat mit eigener Verfassung und Organen wurde.
(8) Wilhelm Hesse-Jensen, a.a.O., S. 113f.
(9) Hesse-Jensen, ebenda.
(10) Koss, Milwaukee, S. 230.
(11) THE WESTERN HISTORICAL COMPANY, Chicago 1881: History of Milwaukee – Teil 1, S. 262.
(12) Laurence M. Larsson, A Financial and Administrative History of Milwaukee, Madison (Wisc.) 1908. – In: Bulletin of the University of Wisconsin, No. 242, Vol. 4, No.2, S. 137-314. – Wenn nicht anders zitiert, folgt der Text dieser Darstellung.
(13) Autonome, inkorporierte Bereiche.
(14) Im April 1849 konkretisierte der Staat Wisconsin die Gesetzeslage für den "Treasurer" der "City of Milwaukee": Der Stadtschatzmeister soll demnach für ein Jahr gewählt werden und im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gewählt und eingeführt ist. Die Aufgaben und Zuständigkeiten blieben die gleichen. - Charter of the City of Milwaukee, Published by order of the Common Council, Milwaukee 1849, S. 61.
(15) Wikipedia, "Free Soil Party" und "Abolitionismus", 10.03.2024.
(16) Koss, a.a.O., S. 266. - Hervorhebung: dg.
(17) Wikipedia, Präsidentschaftswahl 1848, 21.01.2022.

 
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